Keynotes & Lectures
(in alphabetical order - Übersetzung folgt)
Keynotes
Peter Keller: Zwischenmenschliche Koordination aus Sicht der Psychologie und Neurowissenschaft |
MARCS Institute for Brain, Behaviour and Development Western Sydney University, Australia |
In koordinatorisch hoch komplexen Bereichen wie der Musik und dem Tanz, aber auch in bestimmten Mannschaftssportarten müssen rhythmische Handlungen innerhalb einer Gruppe koordiniert werden. Ich werde in meinem Vortrag Forschungsergebnisse zu Verhaltensprozessen und Abläufen im menschlichen Gehirn – von sensorisch-motorischen bis zu gesellschaftlichen – vorstellen, die zu individuellen Unterschieden in der Leistung bei diesen Fähigkeiten beitragen. Peter Keller studierte Musik und Psychologie an der Universität von New South Wales in Australien. Er ist Professor für Kognitive Wissenschaften und Leiter des “Music Cognition and Action”-Untersuchungsprojekts des MARCS Instituts für Gehirn, Verhalten und Entwicklung an der Western Sydney University. Zuvor war er an den Haskins Laboren (USA), sowie am Max Planck Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften (Deutschland). Keller arbeitete als Editor für “Empirical Musicology Review” und ist Mitherausgeber für “Music Perception.” Seine Forschung untersucht die Aspekte des menschlichen Verhaltens und der Vorgänge im Gehirn, die bei der musikalischen Interaktion bedeutend sind. |
Elizabeth Klerman: It’s About Time: Schlaf- und Tagesrhythmen |
Harvard Medical School, USA |
Innere biologische Rhythmen beeinflussen alle Aspekte unserer Physiologie. Ich werde täglich wiederkehrenden zirkadianen Rhythmen eines Menschen unter Bestimmten Bedingungen beschreiben: während des Schlafs, in verschiedenen Gemütszuständen, in Zusammenhang mit dem Stoffwechsel und unter Leistung. Ebenso werde ich im Rahmen des Vortrags eine Schlaf-Episode in Hinblick auf Rhythmen beschreiben. Dr. Klerman machte ihren Bachelor-Abschluss an der MIT, ihren MD und PhD an der Harvard Universität. Ihre postdoktorale Arbeit schloss sie an der Tokyo Genki Universität in Tokyo, in Brigham und am Women’s Hospital in Boston ab. Am Massachusetts General Hospital in Brigham, am Women’s Hospital in Boston und an der Harvard Medical School forscht sie über (i) die Anwendung von Prinzipien der zirkadian Rhythmen und Schlafforschung auf normale und pathophysiologische Zustände und (ii) die mathematische Analyse und Modellierung von menschlichen Lebensrhythmen z.B. im Schlaf und in unterschiedlichen Gemütszuständen. Sie ist außerdem aktiv als Lehrerin und Mentorin in patientenorientierten Untersuchungen für Medizinstudierenden, StipendiatInnen und andere Fakultätsmitglieder. |
Lectures
Birgitta Burger1 und Timo Fischinger2: Wo ist der Downbeat? Beat-Verkörperung bei Reggae und Techno |
1University of Hamburg and 2University of Music Frankfurt, Germany |
In dieser Studie geht es um eine experimentelle Untersuchung des Verhaltens von Tänzer*Innen zu Reggae- und Techno-Musik, die entweder alleine oder zu zweit tanzen. Die Erhebung findet unter möglichst realitätsnahen, aber auch kontrollierten Bedingungen im ArtLab vom MPI für empirische Ästhetik in Frankfurt statt und ist noch nicht abgeschlossen. Birgitta Burger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im ERC-Projekt SloMo an der Universität Hamburg. Sie interessiert sich für die Rolle der Körpers in Musikproduktion, Musikperzeption und Musikverständnis und fokussiert ihre Forschung auf musik-induzierte Bewegungen, Synchronisation und Entrainment. Insbesondere untersucht sie die Verkörperung zeitlicher, rhythmischer und expressiver Aspekte von Musik. Des Weiteren ist sie Co-Entwicklerin der Mocap Toolbox, einer Matlab Toolbox für die Visualisierung und Analyse von Motion Capture Daten. Timo Fischinger arbeitet als Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik und Darstellender Künste Frankfurt am Main und als Lehrkraft für Musik und Sport im hessischen Schuldient. Nach Stationen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HfMT Hamburg, der Universität Kassel, der Universität Bielefeld und als Juniorprofessor für Systematische Musikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, war Timo Fischinger auch am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main und am Freiburger Institut für Musikermedizin tätig. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen kognitionspsychologische Grundlagen der Wahrnehmung und Bewertung von Musik, Musikgedächtnis, Synchronisation und Timing bei professionellen Musikern, Rhythmusverarbeitung im Kulturvergleich, Intonation und Timing beim Singen im Chor. |
Sofia Dahl: Bewegungs- und Zeitkontrolle bei musikalischen Aufführungen |
Aalborg University Copenhagen, Denmark |
Musikalische Darbietungen im Allgemeinen und rhythmisch komplexe Musik besonders, erfordern eine präzise Kontrolle über die klangerzeugenden Bewegungen. In diesem Vortrag werde ich Ihnen Daten aus verschiedenen Studien zu Bewegung und Timing bei Musikern und deren motorischer Steuerung, vorstellen Sofia Dahl promovierte in Sprache und Musikkommunikation am KHT, dem Royal Institut of Technology, Schweden. Als außerordentliche Professorin an der Aalborg University, Campus Kopenhagen, ist ihr Forschungsgebiet in erster Linie die Verbindung von Kognition und Körper in der Musik. Ihre Arbeit umfasst zudem Disziplinen wie Psychologie, Neurowissenschaften, Musikperformance und Musikakustik. Als Schlagzeugerin legt sie besonderen Wert auf rhythmische Bewegungen und deren Verbindung mit unserer Wahrnehmung und Kontrolle von Timing und Tempo. Ihre Forschung umfasst Studien über Bewegungen und Timing im Schlagwerk, Wahrnehmung von Timing und Rhythmus, und Expressivität in Spielerbewegungen. |
Matthias Echternach: Wie SängerInnen mit der Präzision in der Rhythmik umgehen |
Division of Phoniatrics and Pediatric Audiology, Department of Otorhinolaryngology, Munich University Hospital (LMU), Germany |
Wie jede Musikerin/ jeder Musiker müssen auch SängerInnen die Geschwindigkeit von Noten beachten. Im Kontrast zu InstrumentalistInnen ist jedoch das Instrument im menschlichen Körper gelegen und muss an solche differenten Geschwindigkeiten angeglichen werden. Die Präsentation analysiert Präzision in Abhängigkeit von Geschwindigkeiten. Matthias Echternach ist Professor für Phoniatrie und Pädaudiologie an der Universität München (LMU). Seine wissenschaftlichen Interessen umfassen die Bereiche der Stimmregister und Lampenfieber bei Sängern. Echternach erhielt den Wissenschaftspreis der Deutschen Gesellschaft für Musikermedizin, die Gerhard Kittel Medaille der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie und den European Phoniatrics Voice Award. Er ist Mitglied im Editorial Board des Journal of Voice und Logopedics Phoniatrics Vocology. Echternach erhielt eine klassische Gesangsausbildung bei Peter Sefcik und Winfried Toll. Er ist Mitglied verschiedener international erfolgreichen Kammerchöre wie dem Kammerchor Stuttgart. |
Werner Goebl: Musikalische Ensembledarbietung zwischen Kreativität und Vereinheitlichung: Wie Ensemble-Musizierende zu einer gemeinsamen Interpretation kommen |
Department of Music Acoustics – Wiener Klangstil (IWK) and University of Music and Performing Arts Vienna (mdw) |
Die Aufführung von Ensemblerepertoire zum Beispiel anhand einer vorgegebenen notierten Partitur erfordert von den Ensemblemitgliedern, dass sie während der Probe oder der Aufführung ihre individuelle Vorstellung von dem musikalischen Material an das der anderen anpassen, um eine kohärente Gruppendarbietung zu erreichen. Dieser Beitrag wird Ergebnisse empirischer Studien zu quantitativer Ensemble-Performanceanalyse unseres Motion-Capture-Labs an der MDW zusammenfassen. Werner Goebl ist Professor in Musikalischer Akustik und Performancewissenschaften am Lehrstuhl für Musikalische Akustik – Wiener Klangstil (IWK) an der MDW – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Zuvor erwarb er seinen Master in Systematischer Musikologie und Psychologie an der Universität in Wien, einen PhD in systematischer Musikologie an der Universität in Graz und einen Master in Klavier-Kammermusik an der MDW. Seine aktuelle Forschungsschwerpunkte befassen sich mit Bewegungs- und Blickrichtungsanalysen in musikalischen Ensembleinteraktionen (aktuellstes Projekt: "Zusammenheit in musikalischen Ensembles"), Akustik und Ergonomik von Klavieraktionen, sowie musikalischer Informatik und digitalen Ansätzen für das Klavierüben. https://iwk.mdw.ac.at/goebl/ |
Oliver Margulies: Synchronizität von Muskelaktivierung, subjektivem Anstrengungsgefühl und Kompensationsbewegungen bei GeigerIinnen |
Institute for Music Research, Zurich University of the Arts, Switzerland |
Eine zeitlich exakt synchronisierte Erfassung von Muskelaktivität (EMG) und Kompensationsbewegungen (3D-Video) sowie die Berücksichtigung des subjektiven Anstrengungsgefühls (BORG) während des Violinspiels ermöglicht Empfehlungen für eine physiologisch günstige Instrumentenposition. Die Einbeziehung im Labor erhobener biomechanischer Parameter kann darüber hinaus die individualisierte Optimierung von Violinpositionen erleichtern. Die vorgestellten Forschungsergebnisse beleuchten das breite und teils widersprüchliche Spektrum von Spiel- und Unterrichtstraditionen aus einem neuen Blickwinkel und tragen zu erweiterten Präventions- und Behandlungskonzepten von Geiger(inne)n bei. Als Geiger und Bratschist verfolgt Oliver Margulies seine berufliche Laufbahn in Orchestern und der Kammermusik. Er ist Dispokinesis-Lehrer, verfügt über einen Abschluss in MAS Musikphysiologie (ZHdK) als auch in wissenschaftlicher Musikpädagogik (PhD, KUG-ZHdK). Oliver Margulies unterrichtet an Musikschule Konservatorium Zürich und hat das dortige musikphysiologische Lehr- und Beratungsangebot aufgebaut. Er ist Mitbegründer des Zürcher Zentrum Musikerhand, hat das musikphysiologische Lehr- und Beratungsangebot des Vorarlberger Landeskonservatoriums begründet und arbeitet als Dozent, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Forschungsassistent im Bereich Musikphysiologie, Präventiv- und Musikermedizin im Departement Musik der ZHdK. |
Rebecca Schaefer: Moving to Our Inner Music: Wie Bewegungslernen und Aufführungen durch Bilder unterstützt werden können |
Leiden Institute for Brain and Cognition, Leiden University, The Netherlands |
Dieser Vortrag beschreibt, wie mentale Bilder, bspw. von Musik, unsere Bewegungen und auch die musikalische Aufführungen durch mentale Simulation unterstützen können. Anwendungen in der Musikpädagogik sowie rhythmische Bilder für die Bewegungsrehabilitation werden berücksichtigt. Rebecca Schaefer ist außerordentliche Professorin am Institut für Psychologie, Gesundheit, Medizin und Neuropsychologie der Universität Leiden. Ihre Forschungsinteressen gelten den Neurowissenschaften und deren Verbindung zu Musik, Musikperformance und Musikphantasie mit dem Ziel, diese Erkenntnisse auf Rehabilitationsumgebungen anzuwenden. Sie hat einen Master-Abschluss in klinischer Neuropsychologie und Musikkognition von der Universität Amsterdam (Niederlande) und der Keele University (Großbritannien) sowie einen Doktortitel vom Donders Institute für Gehirn, Kognition und Verhalten der Radboud University in Nijmegen (Niederlande). In ihrer Forschung nutzt sie bildgebende Verfahren des des Gehirns (EEG, (f) MRI), neuropsychologische Tests und die Registrierung von Bewegungen. |
Jan Stupacher: „A Groove Will Make You Move“: Auditorisch-motorische Interaktionen während musikalischen Aktivitäten |
Center for Music in the Brain, Aarhus University, Denmark |
Tanzen, mit dem Fuß wippen, mit dem Finger schnippen – all das sind bekannte Beispiele für das Verschmelzen von Rhythmuswahrnehmung und körperlichen Bewegungen. Wenn uns diese Bewegungen besonders leicht fallen und die Musik besonders stark zur Bewegung anregt, sind wir ‚im Groove‘. Grundlage für diese Groove-Erfahrung sind Interaktionen zwischen auditorischen und motorischen Gehirnarealen. Diese auditorisch-motorischen Interaktionen können neben dem Groove auch mit anderen mitreißenden kognitiven, emotionalen und sozialen Effekten von Musik in Verbindung gebracht werden. Jan Stupacher ist Postdoktorand am Center for Music in the Brain, Aarhus University. 2019 erhielt er ein Erwin Schrödinger Postdoc-Stipendium des Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF. Seine Forschung umfasst Rhythmuswahrnehmung, sensomotorische Synchronisation, soziale Interaktionen mit Musik und die Konzepte von Groove und Flow im musikalischen Kontext. Während seines Doktoratsstudiums der Psychologie im Arbeitsbereich Neuropsychologie der Karl-Franzens-Universität Graz, erhielt er ein Doktoratsstipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ÖAW. 2017 wurde Jan Stupacher mit dem ESCOM Young Researcher Award der European Society for the Cognitive Sciences of Music ausgezeichnet. |
Clemens Wöllner: Synchronisation zur Musik verändert unser Zeitgefühl |
University of Hamburg, Germany |
Die meisten Musikhörer*Innen können sich ohne Schwierigkeiten mit dem Rhythmus, der Melodie oder dem Grundschlag synchronisieren. In unseren Forschungen zeigen wir, wie die aktive Fokussierung auf verschiedene metrische Ebenen wie Halb- oder Achtelnoten die Wahrnehmung von Dauern beeinflusst. Musik als Zeitkunst kann also unsere Zeiterfahrung verändern. Clemens Wöllner ist Professor für Systematische Musikwissenschaft an der Universität Hamburg. Sein Team und er arbeiten derzeit am fünfjährigen Forschungsprojekt “Slow motion: Transformations of Musical Time in Perception and Performance”, das von der EU gefördert wird. Weitere aktuelle Forschungsthemen sind gemeinsames Agieren und Empathie in Jazzduos, Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis bei Musikern sowie prototypische musikalische Gesten. Er ist Vizepräsident der DGM und im Beirat von Musicae Scientiae, Psychology of Music und Music Performance Research. Sein aktuelles Buch "Body, Sound and Space in Music and Beyond" wurde bei Routledge veröffentlicht. |